Hör-Vergnügen mit "Stradivarady"
Star-Sopranistin Julia Varady singt in Düsseldorf Verdis
"Requiem"
Düsseldorf ho - Für ihre Fans war es eine große
Enttäuschung: Nach rund dreißig Bühnenjahren
erklärte die Sopranistin Julia Varady 1997, ihre Bühnenlaufbahn
sei ab sofort beendet. Julia Varady gehörte zu den herausragenden
Sängerinnen. Stets wurde sie von den Kritikern in den höchsten
Tönen gelobt: Sie sei "stark und glänzend in den
Höhen", "in der Mittellage wie in den tiefsten
Registern sonor und voll" und "einzigartig vielseitig"
so die Hymnen - eine "Stradivarady". Doch dann trat
die Varady unvermittelt und ohne Begründung ab. Seither
war sie nur noch sehr selten zu hören. Ein Jahr, nachdem
sie der Bühne Adieu gesagt hatte, sang sie an der Deutschen
Oper in Berlin - allerdings "nur" zwei Mozart-Arien;
und im letzten Jahr eine Arie aus Richard Strauss' Oper "Ariadne"
in Garmisch-Partenkirchen. Wenn Julia Varady jetzt gemeinsam
mit Birgit Remmert (Mezzosopran), Sergej Homov (Tenor), Francesco
Ellero d'Artegna (Bass) und den Düsseldorfer Symphonikern
unter ihrem agilen Dirigenten John Fiore Verdis "Requiem"
aufführt, so ist das sicher nicht nur eine Sensation, sondern
auch ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für die Musikliebhaber
an Rhein und Ruhr.
Julia Varady wurde im siebenbürgischen Großwardein
geboren. Bereits als Sechsjährige erhielt sie Violin- und
Gesangsstunden. Im Alter von 14 Jahren besuchte sie das Konservatorium
in Bukarest. Dort studierte sie Gesang sowie Musikpädagogik
und nahm Schauspielunterricht. Der Legende nach entschied sie
sich Sängerin zu werden, nachdem sie Maria Callas in einem
Film als "Aida" gesehen hatte. 1970 engagierte Christoph
von Dohnanyi die feinsinnige Sängerin an die Frankfurter
Oper. Schon im ersten Jahr sang sie dort die Elisabeth im "Don
Carlos" und die Donna Elvira in "Don Giovanni".
In Frankfurt lernte sie auch ihren Mann, den berühmten Sänger
Dietrich Fischer-Dieskau kennen. Am Anfang ihrer Karriere standen
Mozart-Partien im Vordergrund. Doch seit 1976, als festes Mitglied
der Bayerischen Staatsoper in München, studierte sie die
großen Verdi-Opern. Gleichzeitig zu ihrem Engagement in
München gehörte sie auch dem Ensemble der Berliner
Oper an.
Eine Rolle zu verkörpern, "als wär's ein Stück
von mir", sagte Julia Varady in einem Interview, das sei
ihr Ziel. Damit war sie Giuseppe Verdi anverwandt. Denn der wollte,
dass Sänger sich von ihrem Gefühl leiten lassen sollten,
von der "Inspiration", und nicht von irgendeiner Schule,
so Verdi in einem Brief an seinen Freund Giuseppe Piroli.
Das Requiem, das die Varady jetzt in Düsseldorf singt,
nannte George Bernard Shaw "Verdis größte Oper".
Anlass für die Totenmesse war der Tod des Dichters und Freundes
Alessandro Manzoni. Gegliedert ist das Werk in sieben Sätze.
In seinem Zentrum stehen das "Dies irae" und das "Libera
me". Bei der katholischen Kirche stieß Verdis Requiem
auf wenig Gegenliebe. Zu "dramatisch" sei das Werk,
verlautete es damals aus dem Vatikanstaat. Julia Varadys Auftritt
wird diesem gewaltigen, dramatischen Opus besonderen Glanz verleihen.
14., 16., 17. 12. Tonhalle Düsseldorf; Karten unter:
Tel.: 0211/8996123
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