Berliner Morgenpost online 13.06.00

Sänger, Autor, Maler: die vielfältigen Talente des Dietrich Fischer-Dieskau
Krü Potsdam - Die Liste seiner Erfolge als Opern-, Oratorien- und Liedersänger, als Dirigent, als Rezitator und als Buchautor scheint schier unendlich. Auch als Hochschullehrer hat sich Dietrich Fischer-Dieskau vor allem in den vergangenen Jahren bedeutende Verdienste erworben. Nun präsentiert die Galerie Sieglinde Dietz in Potsdam eine ganz neue Seite seines Talents: Die aus Anlass seines 75. Geburtstages eröffnete Ausstellung «Auf Fährtensuche» enthält mehr als 50 Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen Fischer-Dieskaus aus den Jahren von 1964 bis heute.

Da der Künstler nach seinen eigenen Worten «beinahe täglich an der Staffelei stand», ist im Lauf der Jahre ein umfangreiches Werk entstanden, von dem die in Potsdam gezeigte Auswahl nur einen Überblick geben kann. Besonders ins Auge fällt die thematische Breite der vorgestellten Arbeiten. «Straßentheater in Rom» und «Florenz» haben Fischer-Dieskau ebenso angeregt wie die Karlsbrücke in «Prag», eine «Erinnerung Potsdamer Platz» ist zu sehen, daneben das «Havel-Ufer». Aber es gibt auch Landschaften, deren Original-Motive weniger leicht auszumachen sind: In «Berghang», «Hügel», «Waldweg» und «Über´s Feld» belässt der Künstler seine realen Vorbilder im Anonymen.

Daneben stehen sensible Porträts von Musiker-Kollegen wie Benjamin Britten, Ernst Krenek und Arnold Schönberg. Dass Fischer-Dieskau auch Kompositionen von Bartok, Schubert und Brahms Anregungen für eine bildliche Interpretation gaben, ist besonders reizvoll, wenn auch nicht unerwartet.

Die größte der ausgestellten Arbeiten, ein Tryptichon, ist der «Passion» gewidmet. Neben Arbeiten in Acryl und Öl stehen Bilder in Dispersionsfarben, Pastelle und Aquarelle. Bei den Zeichnungen erweist sich Fischer-Dieskau souverän im Umgang mit Bleistift und Kreide wie auch mit Farbstiften und Tusche. In einer Laudatio verwies Manfred Osten auf die frühe Begegnung mit Ölbildern Honoré Daumiers als eine Quelle von Fischer-Dieskaus Schaffen.

«Auf Fährtensuche», Galerie Dietz, Helene-Lange-Straße 17. Öffnungszeiten: Mi. bis Fr., 13 bis 18, Sbd., 11 bis 16 Uhr. Eintritt frei.