10.12.2001

Hör-Vergnügen mit "Stradivarady"
Star-Sopranistin Julia Varady singt in Düsseldorf Verdis "Requiem"
Düsseldorf ho - Für ihre Fans war es eine große Enttäuschung: Nach rund dreißig Bühnenjahren erklärte die Sopranistin Julia Varady 1997, ihre Bühnenlaufbahn sei ab sofort beendet. Julia Varady gehörte zu den herausragenden Sängerinnen. Stets wurde sie von den Kritikern in den höchsten Tönen gelobt: Sie sei "stark und glänzend in den Höhen", "in der Mittellage wie in den tiefsten Registern sonor und voll" und "einzigartig vielseitig" so die Hymnen - eine "Stradivarady". Doch dann trat die Varady unvermittelt und ohne Begründung ab. Seither war sie nur noch sehr selten zu hören. Ein Jahr, nachdem sie der Bühne Adieu gesagt hatte, sang sie an der Deutschen Oper in Berlin - allerdings "nur" zwei Mozart-Arien; und im letzten Jahr eine Arie aus Richard Strauss' Oper "Ariadne" in Garmisch-Partenkirchen. Wenn Julia Varady jetzt gemeinsam mit Birgit Remmert (Mezzosopran), Sergej Homov (Tenor), Francesco Ellero d'Artegna (Bass) und den Düsseldorfer Symphonikern unter ihrem agilen Dirigenten John Fiore Verdis "Requiem" aufführt, so ist das sicher nicht nur eine Sensation, sondern auch ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk für die Musikliebhaber an Rhein und Ruhr.

Julia Varady wurde im siebenbürgischen Großwardein geboren. Bereits als Sechsjährige erhielt sie Violin- und Gesangsstunden. Im Alter von 14 Jahren besuchte sie das Konservatorium in Bukarest. Dort studierte sie Gesang sowie Musikpädagogik und nahm Schauspielunterricht. Der Legende nach entschied sie sich Sängerin zu werden, nachdem sie Maria Callas in einem Film als "Aida" gesehen hatte. 1970 engagierte Christoph von Dohnanyi die feinsinnige Sängerin an die Frankfurter Oper. Schon im ersten Jahr sang sie dort die Elisabeth im "Don Carlos" und die Donna Elvira in "Don Giovanni". In Frankfurt lernte sie auch ihren Mann, den berühmten Sänger Dietrich Fischer-Dieskau kennen. Am Anfang ihrer Karriere standen Mozart-Partien im Vordergrund. Doch seit 1976, als festes Mitglied der Bayerischen Staatsoper in München, studierte sie die großen Verdi-Opern. Gleichzeitig zu ihrem Engagement in München gehörte sie auch dem Ensemble der Berliner Oper an.

Eine Rolle zu verkörpern, "als wär's ein Stück von mir", sagte Julia Varady in einem Interview, das sei ihr Ziel. Damit war sie Giuseppe Verdi anverwandt. Denn der wollte, dass Sänger sich von ihrem Gefühl leiten lassen sollten, von der "Inspiration", und nicht von irgendeiner Schule, so Verdi in einem Brief an seinen Freund Giuseppe Piroli.

Das Requiem, das die Varady jetzt in Düsseldorf singt, nannte George Bernard Shaw "Verdis größte Oper". Anlass für die Totenmesse war der Tod des Dichters und Freundes Alessandro Manzoni. Gegliedert ist das Werk in sieben Sätze. In seinem Zentrum stehen das "Dies irae" und das "Libera me". Bei der katholischen Kirche stieß Verdis Requiem auf wenig Gegenliebe. Zu "dramatisch" sei das Werk, verlautete es damals aus dem Vatikanstaat. Julia Varadys Auftritt wird diesem gewaltigen, dramatischen Opus besonderen Glanz verleihen.

14., 16., 17. 12. Tonhalle Düsseldorf; Karten unter: Tel.: 0211/8996123