Abendzeitung München 2.3.2001

Fischer-Dieskau verstimmt: Klage gegen die Nachbarvilla

Das Ehepaar 
Wollen ihre Ruhe: Star-Tenor Dietrich Fischer-Dieskau (75) und seine Ehefrau, die Sopranistin Julia Varady (59). Foto: Hermann Wöst

Opern-Star vom Starnberger See fürchtet um seine Ferien-Idylle

VON RALPH HUB
Star-Tenor Dietrich Fischer-Dieskau (75) wird als "Jahrhundertsänger" gefeiert. Arg verstimmt ist er allerdings, wenn es um die Baupläne seines Nachbarn Hugo V. geht. Der möchte seine Villa im noblen Berg am Starnberger See abreißen und ein neues Traumhaus bauen: Etwa 18 Meter hoch mit rund 500 Quadratmetern Wohnfläche, Swimmingpool im Keller und Tiefgarage. Alles nur einen Steinwurf weit entfernt vom Domizil des dreifachen Grammy-Preisträgers Fischer-Dieskau und seiner Gemahlin, der Sopranistin Julia Varady (59).
Gestern war Lokaltermin. Fünf Richter des Verwaltungsgerichts München marschierten am Vormittag auf, und stießen bei ihren Recherchen gleich auf zwei Probleme. Der Himbselweg über den die Baumaschinen und Lastwagen rollen müssten, hat eine Durchfahrbreite von gerade mal 2,60 Meter. Ein schmaler Privatweg, der außerdem dem Opernsänger (Doktor Faust, Don Giovanni) gehört. "Da passen kaum ein Auto und ein Fahrrad aneinander vorbei", kritisiert Fischer-Dieskaus Anwalt, Helmut Roithmaier. Die Villa des Nachbarn im Himbselweg in Berg: Sie soll durch einen noch größeren Prachtbau mit Swimmingpool und Tiefgarage ersetzt werden.
Der Tenor selbst war beim Lokaltermin wegen eines Trauerfalls im Freundeskreis nicht dabei. Seine Frau probt im Wiener Konzerthaus. Verdis "Attila" steht auf dem Programm. Die beiden Künstler mussten in den vergangenen Jahren einiges erdulden. Zuerst ließ ihr Nachbar für mehrere hunderttausend Mark seine Villa umbauen - jetzt soll sie weggerissen werden. "Meine Mandaten", so der Anwalt, "hatten dadurch jede Menge Dreck und Ärger". Doch der Opern-Star und seine Sopranistin bissen die Zähne zusammen und hielten still. Damit ist jetzt Schluss. Zumal sie mehr als nur Lärm und Dreck befürchten.
Der Nachbar könnte auf die Idee kommen, seine schicke Villa demnächst zu verkaufen. Mit der neuen Baugenehmigung in der Tasche wäre das Grundstück nämlich noch viel mehr wert, als es jetzt bereits ist. Ein Investor könnte ein Mehrfamilienhaus hinstellen. "Da passen dann locker acht großzügig geschnittene Wohnungen rein", rechnet Helmut Roithmaier aus. Dazu kämen ein Dutzend Autos. Kurz gesagt, mit der himmlischen Ruhe am Rande des Landschaftsschutzgebiets von Berg wäre es für immer aus und vorbei.

Abendzeitung München 10.03.2001

 
Fischer-Dieskau: Klage abgelehnt
Opernstar aus Berg wollte Nachbarvilla per Gericht stoppen

Pech für Dietrich Fischer-Dieskau. Die Klage des weltberühmten Opern-Sängers aus Berg am Starnberger See vor dem Verwaltungsgericht München (AZ berichtete) wurde gestern abgelehnt. Nachbar Hugo V. ist damit seinem geplanten Traumhaus einen wichtigen Schritt näher gekommen.
Der Himbselweg in Berg liegt direkt an einem Naturschutzgebiet, eine absolute Idylle. Hier möchte der Kaufmann Hugo V. mit seiner Frau und seinen drei kleinen Kindern eine neue Villa bauen. In dem alten Landhaus aus den 7oer Jahren fühlt sich die Familie nicht mehr wohl. "UnsereKinder liegen sich ständig in den Haaren, weil die Zimmer so ungünstig aufgeteilt
sind", klagt Hugo V. "Wenn wir Gäste haben, müssen sie im Hotel übernachten, weil nicht genug Platz ist."
Platz für ein neues Traumhaus mit fast 500 Quadratmetern Wohnfläche, Tiefgarage und Swimmingpool im Keller wäre jede Menge. Doch die Sache hat einen Haken. Das Grundstück ist nur über einen schmalen Privatweg zu erreichen - und der gehört dem Bariton Fischer-Dieskau.
Baufahrzeuge, Lärm und Dreck wären über Monate hinweg im Himbselweg garantiert, wenn die Pläne genehmigt würden. Schlimmer noch: Das Nachbargrundstück könnte zum Spekulationsobjekt werden und dann wäre es ganz aus mit der Idylle.
Das Landratsamt Starnberg wird den Bauantrag von Hugo V. wohl genehmigen. Ein entsprechender Vorbescheid liegt bereits vor. Die Klage dagegen wurde vom Münchner Verwaltungsgericht abgewiesen.
Hugo V. und seine Familie können sich darüber allerdings nicht so recht freuen. Sie fürchten, dass der Rechtsstreit in eine neue Runde geht. Fischer-Dieskaus Anwalt Heltmut Roithmaier will die schriftliche Urteilsbegründung abwarten.rah