Zum Liederabend am 7. März 1985 in München


    

     Abendzeitung, München,  9./10. März 1985     

Volkslieder mit Fischer-Dieskau

     

Einen alternativen Liederabend gab Dietrich Fischer-Dieskau im randvollen Herkulessaal. Statt der üblichen Zyklen standen Volkslieder von Haydn, Weber und Beethoven auf dem Programm, sinnvoll untermischt mit Kammermusik: Klaviertrio Nr. 5 von Haydn, Flötentrio op. 63 von Weber.

Die jugendlichen Mitgestalter waren Augen- und Ohrenweide: Irena Grafenauer, Flöte, der zuverlässige Christoph Poppen, Violine, Cellist Manuel Fischer-Dieskau mit noblem, wenngleich zu zurückhaltendem Ton und der jeder Anforderung spielend gewachsene Hartmut Höll am Klavier. Haydns Schottische Volkslieder zeigten als Werk wie in der Interpretation mehr gute Absicht als Erfüllung. Die stellte sich dann bei Weber ein, dessen Nationalgesänge die Sensibilität des Komponisten wie des Sängers für das fremde Idiom belegten. Im Gegensatz dazu sind Beethovens Volkslieder reiner Beethoven. Hier bestach Fischer-Dieskau vor allem in den lyrischen Passagen, sie sind und bleiben seine einsame Domäne.

Hans Richard Stracke

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     tz, München,  9./10. März 1985     

Fischer-Dieskaus Familie hebt Schätze

    

Den üblichen Rahmen eines Liederabends sprengte Dietrich Fischer-Dieskau im restlos überfüllten Herkulessaal. Das Programm wurde durch je ein Trio von Haydn und Weber geteilt und die Liedauswahl nach Kammermusikbesetzungen getroffen.

Zunächst die Schottischen Volkslieder, die Haydn für Bariton, Klavier, Violine und Cello gesetzt hat. Fischer-Dieskau trug die Lieder ganz kammermusikalisch vor, und man muß wohl nicht betonen, daß er wieder einmal den Charakter jedes Liedes in unvergleichbarer Weise traf.

Für was es aber Fischer-Dieskau darüber hinaus zu danken galt: Er ermöglichte es durch seinen Namen jungen Musikern vor einem so großen Zuhörerkreis Kammermusik zu machen.

Weber schottisch

Das gilt vor allem für den Geiger (und Neffen) Christoph Poppen und den Cellisten (und Sohn) Manuel Fischer-Dieskau – Familie darf sein, aber dann muß sie gut sein - die unter dem Primat des hervorragenden Pianisten Hartmut Höll das Klaviertrio Nr. 5 in Es-Dur von Haydn sehr innig musizierten. In Webers Trio g-Moll, op. 63, trat an die Stelle des Geigers die exzellente Flötistin Irena Grafenauer.

Die große Entdeckung dieses Abends waren die Schottischen Nationalgesänge für Bariton, Flöte, Violine, Violoncello und Klavier von Carl Maria von Weber. Welche Schätze lagen da verborgen! Fischer-Dieskau hat sie mit seinen Musici gehoben, und ihnen seine Authentizität verliehen. Beifallsstürme und Blumen!

Karl-Robert Danler

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