Zur Oper am 3. August 1979 in München


Abendzeitung, München, 6. August 1979

Stimm-Schwäche zum Ende

Im Nationaltheater saß der kranke Sv. Richter

Am Ende Aufatmen. Wagners "Meistersinger" hatten - zum Abschluß der Opernfestspiele - nochmals die Kräfte aller Beteiligten aufs äußerste strapaziert. Diesmal erwischte es Dietrich Fischer-Dieskau (Sachs); nach dem "Wahn"-Monolog im dritten Akt stellte sich eine plötzliche Indisposition ein, den Rest des Abends mußte er es bei Andeutungen belassen. Neu gegenüber der Premiere Matti Kastu (Stolzing). Im Publikum Svjatoslav Richter, der seine Salzburger Klavierauftritte in der nächsten Woche wegen Krankheit abgesagt hat (Nationaltheater).

Ein bisserl vierschrötig, eher ein Bauernjunker als ein Edelmann - Matti Kastu gab den Stolzing recht unbeholfen. Ein Riesenbaby, an dem die Geschehnisse weitgehend vorbeirollten. Auch "mit der Melodei war er ein wenig frei", aber wer hätte schon Kollos Spitzenleistung erwartet.

Matti Salminens mächtig orgelnder Pogner-Baß konnte dagegen jedem Vergleich mühelos standhalten.

Sawallisch dirigierte diesmal etwas vordergründig - doch weil von der Inszenierung ohnehin kaum Atmosphäre ausgeht, wirkte sich dies leider nachhaltig auf die Aufführung aus.

Volker Boser

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