Zum Liederabend am 23. August 1978 in Salzburg


   

     Salzburger Nachrichten, 25. August 1978     

Im Leisen lag die Bitterkeit

Schuberts "Winterreise" mit Dietrich Fischer-Dieskau und Maurizio Pollini im Kleinen Haus

    

Einen Tag nach seinem Solistenkonzert im Großen Festspielhaus debütierte der italienische Pianist Maurizio Pollini am Mittwoch als Liedbegleiter und als Partner Dietrich Fischer-Dieskaus. Überraschend bei dieser neuen personalen Konstellation war es weniger, daß Fischer-Dieskau nach der Zusammenarbeit mit so renommierten Solisten wie Daniel Barenboim, Svjatoslav Richter, Christoph Eschenbach und Alfred Brendel ein weiteres Mal die künstlerische Nähe eines nur sekundär dem Lied zustrebenden Solisten suchte. Vielmehr mochte man die Fragezeichen im Zusammenhang mit Pollinis fachlicher Einfühlung in ein heikles, keinesfalls im Nebenbei zu erfassendes Genre sehen. Auf dem Programm dieses Fünften Liederabends stand Franz Schuberts "Winterreise", ein den Sänger und den Pianisten gleichermaßen fordernder wie gefährdender Auftrag, dessen Vollzug nicht schon allein durch den Einsatz glänzender technischer Mittel gesichert scheint. Die fahlen Farben des Ausgestoßenseins, die Töne des Bitteren und Trügerisch-Heiteren halten das Material über weite Strecken in Gedämpftheit, in Kälte.

Einer derartigen atmosphärischen Kühle schenkte Pollini in den Vor- und Nachspielen die Aufmerksamkeit eines äußerst behutsam ausgelegten Pianissimos, ohne dabei die filigrane Motivik klanglich pauschal einer ungefähren Empfindung preiszugeben. Der fallenden Linie dieses Zyklus’ wurden Pollinis dynamische Feinstufungen vollends in den lapidaren Formeln des "Leiermann" gerecht, wo musikalische Bewegung mit der Kälte des Inhalts auf sonderbar fesselnde Weise Hand in Hand geht. Insgesamt zog sich Pollini jedoch nicht auf eine Position der Wertneutralität, des bloßen Klängeschmiedens zurück, sondern suchte den lyrischen Fluß und die gebrochene Ausleuchtung bis hin zu dem diffusen Schweben zwischen Tag und Nacht, zwischen Wachen und Traum. Dietrich Fischer-Dieskaus stimmliche Registrierung ging in diesen Bereichen bis an die Grenzen der Hörschwelle mit. Er ließ das gesungene Wort bis an den Rand der Sprachlosigkeit verdämmern.

So bald aber Maurizio Pollini in den unumgänglich markanten Passagen sein abgewogenes, in sich stimmig-durchkonturiertes Forte einsetzte und dabei über den Mitteilungsradius gewohnter Liedbegleitung wohl bewußt hinausging, so hielt sich auch Fischer-Dieskau in den entsprechenden Aufrauhungen der Materie nicht zurück. Und darin lag für mein Empfinden zugleich die Gefahr für die von der frischen Genauigkeit des Pianisten gleichermaßen wie von der Reife des Sängers geprägte Darstellung: Fischer-Dieskau verströmte seinen Gesang in den dramatischen Passagen wie in gesteigertem Expressionismus, gab mit großem Nachdruck deklamatorischen Elementen den Vorzug vor einem gefaßt gesungenen Forte. In solchen Augenblicken treten Facetten zutage, die mit dem Attribut des Manierierten nur teilweise sinnfällig bezeichnet werden können. Unbestreitbar bleibt die Absicht des Sängers, es nicht bei halbem Ausdruck bewenden zu lassen und einer Bequemlichkeit des Hörens keinen Zentimeter Boden zu geben. Aber im gleichen Maße wie die vehement dargestellten Erregungen das Werk charakterisieren, so spiegeln sie doch auch die Sorge des Interpreten, dem intendierten Gefühlsausdruck nicht immer vollgültig genügen zu können.

Die Zuhörer im ausverkauften, angesichts des immensen Andranges schier zu kleinen Kleinen Festspielhaus, folgten der ohne Pause auch formal gedrängten Darbietung zweier Musikerpersönlichkeiten von eigenständigem und nun auch koordiniertem Rang mit Begeisterung.

Peter Cossé


   

     Kurier, Wien, 25. August 1978     

Fischer-Dieskau und Pollini mit der "Winterreise" in Salzburg

Nur Eintracht im Piano

    

"Jeder neue Partner am Klavier bedeutet eine neue Welt, in deren reizvolle Rätselhaftigkeit es sich einzurichten gilt. Natürlich finden sich Musiker in vielen Punkten schnell, in jedem Fall aber muß jeder seine Auffassung klar offenlegen, damit der andere sich anverwandeln kann. Das schließt ein, daß sich eine neue Gestalt des aufzuführenden Werkes formt. Sie darf dem Notentext nicht zuwiderlaufen, so spontan sie sich auch einstellt. Der Reiz solch wechselnder Partnerschaft liegt in der Erweiterung des Blickfeldes, dem Wachbleiben gegenüber den Verlockungen der Gewohnheit."

So weit Dietrich Fischer-Dieskau über die Zusammenarbeit zwischen Sänger und Pianist. In Salzburg trat der deutsche Lieder-Papst nun gemeinsam mit Maurizio Pollini zur "Winterreise" an. Im Kleinen Festspielhaus saßen die Lied- und Klavierpuristen beieinander, harrten des Großen, das da kommen sollte.

Großes vollzog sich auch auf seiten des Pianisten. Fischer-Dieskau dagegen gelang das "Anverwandeln" nur zum Teil. Denn Pollinis wunderbar einfachem, im Forte wohl trotzig auftrumpfendem, in den Pianoschattierungen aber schlichtem und berührendem Schubert-Gesang auf Tasten setzte Fischer-Dieskau zuweilen eine viel zu laute, übersteuerte, überdramatisierte Vokallinie entgegen, die die fahlen Stimmungsbilder immer wieder jäh zerriß. Mitunter hatte man den Eindruck, daß der Sänger ausgerechnet in diesem Zyklus Stimme zeigen, sich selbst und dem Publikum beweisen wollte, was er trotz seiner 53 Jahre noch "drin" hat. Vielleicht glaubte er auch, der gewaltigen Klavierpranke des Italieners gesteigerte Ausdruckskraft und größere Lautstärke entgegensetzen zu müssen – und vergaß dabei, daß Pollini ja ein Pianospieler einsamen Ranges ist, daß er verhalten phrasieren kann, ohne je an Klangsubstanz zu verlieren.

Wie auch immer: Fischer-Dieskau schlug im Verlauf dieser "Winterreise" allzuoft opernhaft-theatralische Töne an. Er stieß in seinen impulsiven Verzweiflungsausbrüchen wiederholt an die Grenzen seiner stimmlichen Kapazität, gelegentlich auch an jene der Intonationssicherheit.

Nur da, wo er im Piano- und Mezzoforte-Bereich verblieb, wo er auch den Gefahren der Überartikulation, der manierierten Selbstdarstellung entkam und sich voll und ganz der Schubertschen Melodie und ihrer Seelenstimmung hingab, da drang er in einsame Interpretationstiefen vor. Wie er etwa die Verszeile "Ob es mir denn entgangen, daß ich geweinet hab" in den "Gefrornen Tränen" intonierte, mit jener leisen, ermatteten Verwunderung eines, der sich ausgeheult hat und im Moment keine Tränen mehr besitzt, aber sein kraftloses Pianissimo zu Beginn des siebenten Liedes "Auf dem Flusse", das einem todtraurigen Legato-Flüstern glich; oder die kostbare Phrasierung zu Anfang des "Greisen Kopfes" – das alles macht ihm heute keiner nach.

Gegen Ende des Zyklus, in den Liedern "Das Wirtshaus", "Die Nebensonnen" und im gespenstischen "Leiermann", traf Fischer-Dieskau dann vollends den richtigen Ton, blieb verhalten, selbstverloren, nach innen gekehrt. Da gab’s zwischen ihm und Pollini Momente der Vollendung.

Dennoch bleibt die Frage, ob Schubert eines so überaus kunstvollen (und manchmal eben auch künstlichen) Gesangstils überhaupt bedarf, ob nicht die "einfache Linie", die einst Hans Hoppe und jüngst auch Hermann Prey eingeschlagen haben und die diesmal auch von Pollini durchgehalten wurde, mehr vom Wesen des Lichtentaler Komponisten verrät als alle intellektuellen Annäherungsversuche. Vor Jahren schon, als Fischer-Dieskau noch in Wien auftrat, fragte man sich ja dort beklommen, wie lange denn Schubert dem hohen Interpretationsanspruch des deutschen Meistersängers noch standhalten könne. Eine Frage, die auch jetzt, in Salzburg, nicht eindeutig beantwortet wurde.

Andrea Seebohm


   

     Süddeutsche Zeitung, München, 25. August 1978     

Salzburger Festspiele

Pollini und Fischer-Dieskau auf Winterreise

Zu einer ungewöhnlichen Aufführung des Schubertschen Liederzyklus

     

Anscheinend braucht Dietrich Fischer-Dieskau – der Sänger, dem die Musikwelt unvergleichlich spirituelle Lied-Erfahrungen zu danken hat – eine immer wieder neue Herausforderung seitens wechselnder Klavierpartner. Fischer-Dieskau hat bereits mit Barenboim, Bernstein und Brendel musiziert, er ist mit Horowitz und Svjatoslav Richter aufgetreten. Daß er überdies die berühmten professionellen Liedbegleiter seiner Zeit in Anspruch genommen hat, ist selbstverständlich.

So verstanden, war es weniger eine "Sensation" – auch wenn die Karten zu Schwarzmarktpreisen gehandelt worden sein sollen -, als eine Folge von Fischer-Dieskaus Pianisten-Neugier, daß der Bariton in Salzburg zusammen mit Maurizio Pollini auf "Winterreise" ging. Wir erlebten keineswegs eine mehr oder weniger unverbindliche Starproduktion (zwei Meister ihres Fachs, mit einer Materie beschäftigt, die ihnen kaum Mühe macht), sondern Sänger und Pianist hatten eine verantwortliche, durchaus selbständige und ungewöhnliche Interpretation dieser namenlos schönen, verzweifelten Musik erarbeitet. Die Aufführung steigert sich bemerkenswert. Im Eröffnungslied – "Gute Nacht" – war Pollini noch eine gewisse Begleitersteifheit anzumerken. Er wollte sich nicht vordrängen und ließ es an Selbständigkeit, an partnerschaftlicher Individualität fehlen. Auch die "Wetterfahne" erklang überkalkuliert, in den Einzeleffekten doch zu deutlich. Aber dann vermochte Pollini seine große, von erlesenem Geschmack zeugende Anschlagskunst für die einzelnen Liedcharaktere produktiv, ja beherrschend zu machen. Und nach den wahrhaft atemberaubend gelungenen letzten Liedern des Zyklus herrschte für lange und bange Sekunden ergriffenes Schweigen – bevor dann der Beifall losbrach. Die Künstler hatten übrigens den ganzen Zyklus ohne jede Unterbrechungspause vorgetragen, was vielleicht von den Zuhörern noch mehr Anspannung und Konzentrationskraft verlangt als von den Ausführenden. Denn wer nicht genau dem Sinn eines jeden von Fischer-Dieskau meisterhaft deutlich deklamierten Wortes folgt, bleibt hoffnungslos außerhalb des heiligen Bezirks dieser Seelen-Landschaft.

Da Fischer-Dieskau seit Jahrzehnten als konkurrenzloser Verkünder dieses "Zyklus schauerlicher Lieder" gilt, sei für unsere kritische Würdigung ein ungewöhnlicher Weg gewählt. Wir wollen vom Klavierpart ausgehen: Wollen danach fragen, was, erstens, Pollini anders machte, und, zweitens, welche Möglichkeiten er damit dem Sänger eröffnete.

Zunächst kam Pollini niemals auf die Idee, mit seiner Technik aufzutrumpfen. Geschwinde Lieder, wie etwa "Die Post", wo andere flott loslegen, nahm er souverän zart zurück, weil es sich ja nicht um eine lustige Posthorn-Szene handelt, sondern darum, wie sehnsüchtig und schein-nüchtern ein Unglücklicher beim Klange des Posthorns meditiert. Nie hat man das verlegene "nun ja, die Post kommt aus der Stadt, wo ich ein liebes Liebchen hatt’ " verhaltener gehört. Ein Verzagter denkt abwiegelnd darüber nach, warum er sich bei dieser indirekten Verbindung zur Schicksalsstadt teils begreiflicherweise, teils sinnlos aufregt. Auch aus der Todes-Begleiterin, nämlich der das schauerliche Reiseende voraussehenden Krähe, machte Pollini – im Vor- und Nachspiel – kein Kabinettstück realistischer Klangmalerei. Er beließ es vielmehr beim wunderschön zurückhaltenden, fast passiven Piano.

Da zeigte also nicht ein Pianist, was er "kann", sondern ein Künstler demonstrierte, wie er Ausdruck in Anschlagsschönheit umzuwandeln vermag.

Wer glaubte, Fischer-Dieskau werde das melodisch-sentimentalische Moment (das natürlich zu diesem Zyklus gehört) unterstreichen und Pollini dafür mit gelassen-lateinischer Zurückhaltung eine eher objektive Gegenposition bieten, der war im Irrtum. Pollini nämlich war es, der gelegentlich wunderschöne Ritardando-Wirkungen erzielte, der Schuberts Stakkato-Anweisungen ("Auf dem Flusse") genau zu befolgen vermochte und dennoch nicht die geringste Trockenheit produzierte, weil unter seinen Händen der Unterschied zwischen einem pp und einem ppp gespenstisch deutlich und aufregend Gestalt werden kann. Pollini war es, der in den "Gefror’nen Tränen", in der "Erstarrung" (von "Im Dorfe", dem "Wegweiser" und dem gespensterblaß gelungenen "Leiermann" gar nicht zu reden) eine herrlich zart und expressiv klingende Ausdrucks-Grundierung herstellte, wie sie den meisten weniger befähigten Pianisten schwerlich gelingt. Die müssen entweder aufgedunsen übertreiben oder sie bieten zu wenig und überlassen dem Sänger die Hauptausdruckslast. Da nun aber Pollini auf eine unverkrampfte, etwa im "Frühlingstraum" verzehrend und hinreißend zarte Weise Schuberts Schönheiten darzustellen wußte, hatte Fischer-Dieskau die Riesenfreiheit, seinerseits unendlich viele andere charakterisierende Momente darzustellen. Er konnte nun zeigen, wieviel vertrotztes, introvertiertes Parlando in diesem Zyklus steckt, wieviel eisiger Verzweiflungs-Zynismus auch. Er ging im Ausbruch und in der Höhe manchmal bis an die Grenze, ja sogar über die Grenze des Liedmöglichen und ihm ohne weiteres Gelingenden hinaus. Die bewegten Lieder ("Rückblick", "Letzte Hoffnung", "Erstarrung") kamen balladesk heraus. Gewiß fehlte es im Nebeneinander von Pollini und Fischer-Dieskau an äußerster Übereinstimmung, an brendel’schem Schubert-Tiefsinn. Aber als Anschlagsereignis, als spannendes Kontrasterlebnis, war die Interpretation fesselnd und stark. Auf manche Zuhörer mag diese Darbietung forciert gewirkt haben, manche vermißten ein Äußerstes an Übereinstimmung und Entwicklungsstrategie. Ich aber will nicht verleugnen, daß ich am Schluß tief erschüttert war.

Joachim Kaiser

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     Abendzeitung, München, 25. August 1978     

Salzburg: Pollini und Fischer-Dieskau

Der Kampf der Giganten

     

Attraktiv um jeden Preis, getreu dieser Devise gab es nun bei den Salzburger Festspielen ein sonderbares Debüt zu bestaunen: Erstmals begleitete Star-Pianist Maurizio Pollini einen Sänger, nämlich Dietrich Fischer-Dieskau. Auf dem Programm Schuberts "Winterreise". Die Deutsche Grammophon ließ sich dieses gewinnträchtige Unternehmen nicht entgehen und schnitt das Konzert auf Platten mit (Kleines Festspielhaus).

Wenn Pollini und Fischer-Dieskau auf dem Podium sind, dann verspricht das natürlich Außergewöhnliches. Der unvergleichlich männliche, unverzärtelte Schubert-Klang, den Pollini mit bewegender Leidenschaft hervorzuzaubern vermag – er war auch an diesem Abend in vielen Momenten gegenwärtig.

Und bei allen Einwänden gegen die gelegentlich nun doch recht manierierte Darstellung der "Winterreise" durch Dietrich Fischer-Dieskau – eindringlicher, sensibler kann man die 24 Lieder wohl nicht gestalten. Da war jede Phase erfüllt, da gab es weder Gedankenlosigkeit noch Gefühlsleere.

Daß dennoch das Ergebnis zwiespältig blieb, mag daran gelegen haben: Pollini, wer wollte es ihm verübeln. beschränkte sich leider nicht auf eine den Sänger unterstützende Haltung. Vielmehr lag ihm daran, zu zeigen, wieviel Unentdecktes in der Klavierbegleitung der Lieder noch steckt.

Dazu nun die hochexzessive Deklamationskunst Fischer-Dieskaus – das sprengte dann doch mehr als einmal den intimen Rahmen. Statt Unterordnung ein Kampf der Giganten, dessen faszinierender Wirkung man sich zwar nicht entziehen konnte, der aber gleichwohl die Dimensionen oftmals überdeutlich werden ließ. Möglich, daß die Platten diesen Eindruck korrigieren.

Volker Boser

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     tz, München, 25. August 1978     

Salzburger Festspiele ’78

Exklusive Winterreise

Dietrich Fischer-Dieskau

   

Ein Abend, so recht nach dem Herzen des ach so kulinarischen Festspielpublikums: Dietrich Fischer-Dieskau und Schuberts "Winterreise" sind seit gut einem Vierteljahrhundert selbst dem vielzitierten Lieschen Müller ein nahezu identischer Begriff; dazu Maurizio Pollini, der italienische Starpianist, den viele heute für den größten seiner Generation halten – das ist jene Art von Exklusivität, wie man sie heute liebt. Was kann dabei schon schiefgehen?

Nichts, wenn man die Konstellation für die Tat und den Enthusiasmus des Publikums für den Gradmesser des Gelingens nimmt. Aber so manches, wenn man Schuberts "Winterreise" als ein Absolutum und – um gerecht zu sein – so manche unvergeßliche Interpretation Fischer-Dieskaus im Ohr hat.

Denn diesmal, im Kleinen Salzburger Festspielhaus, potentierten sich Fischer-Dieskaus Deklamationsmanie, die zwischen geflüstertem, bisweilen schier unhörbarem Pianissimo und gebrülltem, die Grenzen der Stimme ignorierenden Forte nur selten überzeugende Übergänge herzustellen vermochte, und Pollinis ebenso zu extremer Dynamik neigendes Klavierspiel. Was auf der Strecke blieb, war vielfach die musikalische Linie und fast immer die Einfachheit und Unmittelbarkeit des Ausdrucks.

Anstatt angerührt zu sein, blieb der Hörer in ständiger Spannung, wie weit sich die Deklamationsklischees des Sängers mit dem Spiel des Pianisten decken würden oder nicht.

R. Hauenstein

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