Zum Liederabend am 29. August 1977 in Salzburg


Münchner Merkur, 1. September 1977

Salzburger Festspiele: Abschluß mit Karajan und Bernstein

Gipfeltreffen im Konzertsaal

Ein Streichquartett von Beethoven in Orchesterbesetzung - 1978 höhere Eintrittspreise

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Bleibt von dem Schubert-Abend zu berichten, zu dem Dietrich Fischer-Dieskau und Sviatoslav Richter sich im Kleinen Festspielhaus eingefunden hatten. Hier ging die Rechnung fast restlos auf. Fischer-Dieskau sang ein ausgesprochenes Raritätenprogramm, in dem die Publikumsstücke - wie die reizvoll locker gesungene "Fischerweise" oder das Lied "Die Sterne" - verloren zwischen nahezu Unbekanntem standen.

Überraschenderweise gab es keinen Bruch zwischen dem souverän deklamierenden, die Schubertsche Wortmelodie mit hoher Disziplin erfüllenden Sänger, und dem eher in weichen Linien musizierenden Pianisten - im Gegenteil: Die beiden schienen sich auf höchster Ebene einig. Aus der Verschiedenheit der Temperamente ergaben sich zusätzliche Spannungsmomente der Interpretation, die dem Abend etwas Spontanes gaben, das man sonst bei Fischer-Dieskau bisweilen vermißt.

Ovationen und eine Reihe köstlicher Zugaben bis hin zu dem von Richter hinreißend pointierten "Abschied" aus dem "Schwanengesang" beendeten den Abend, der sicherlich zu den Aktivposten dieses Festspielsommers gerechnet werden kann.

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Klaus Linnert

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