Zur Oper am 21. Juli 1970 in München


Süddeutsche Zeitung, 24. Juli 1970

Münchner Opernfestspiele 1970

Die wohlgeplante Hochzeit des Figaro

Sawallisch dirigierte Mozart im Nationaltheater

Das Staatsorchester, das häufig mit einem Nebensatz vorlieb nehmen muß, verdient diesmal, an erster Stelle genannt zu werden. Für "Die Hochzeit des Figaro" hatte Wolfgang Sawallisch das Orchesterpodest erhöht. Ergebnis: eine vorteilhaft veränderte Akustik im Nationaltheater. Der verschwommene, dumpfe Klang war behoben. Man hörte, was man so oft vermißt: weiche Holzbläser, glanzvollen Ton der Streicher, genau akzentuiertes Blech. Das verwaschene, charakterlose Mezzoforte, die Werktagsgangart müder Opernorchester, war gewichen. Ein Orchester, das keinen Vergleich zu scheuen braucht, erging sich in seidenweichem Piano. Sawallisch verschloß sich dem Laster, die Sänger in eine Kehlenmaterialschlacht zu hetzen, in der rohe Kraft für Kunst ausgegeben wird. Die symphonisch und zugleich schonend begleiteten Sänger hatten noch ausreichend Reserven für den vierten Akt, wo oft der Atem knapp und die Arien langweilig werden. So konnte Ingeborg Hallstein mit einer locker und anmutig gesungenen Rosenarie das Tüpfelchen aufs i setzen; Raimund Grumbach - als Figaro ein freundlich-verschmitzter Hans im Glück - erreichte in Rudolf Heinrichs poesievoll-naturalistischer Gartenszenerie überhaupt erst die volle Beredsamkeit seiner geschmeidigen Stimme.

Der Festspiel-Vorschuß auf die neue Ära - Sawallisch hat erstmals in München "Figaros Hochzeit" übernommen - verspricht goldene Zeiten für die Stimmen. Ein Opernchef kündigte sich an, der den Sänger pflegt statt ihn zu verschleißen. Seine souveräne Sorgfalt harmonierte mit Rennerts aus Inspiration, Erfahrung und Raffinement gefügter Inszenierung. Man gab Mozart nicht nur in der Originalsprache, sondern auch im Originalsinne.

Münchens künftiger Opernchef behandelt "Figaros Hochzeit" als gesteigertes Konversationsstück, gleitend, unpathetisch, flink, mehr auf das Andeuten als auf das Auswalzen oder gar Auftrumpfen bedacht. Das Werk eilt vorüber, ohne sich aufs Gemüt zu legen. Ein Mozart, der erfrischt und anregt, statt Bühne und Publikum zu erschöpfen. Alles wird en passant gesagt. Die ausgetüftelten Einzelheiten fügen sich wie von selbst zum Ganzen, so das sehr rasche und dadurch parodierte Marschtempo in Figaros "Non più andrai" - der Cherubino der schlechthin bezaubernden Brigitte Fassbaender zieht ja in ein Operettenscharmützel und nicht zur Schlacht bei Leuthen -, so die impressionistischen Holzbläser in der von Ingeborg Schneider zu einer Belkantokostbarkeit erhobenen Arietta der Barbarina, so die glitzernde Durchsichtigkeit der Ouvertüre und die beinahe vorsichtig, ohne hektisches Brio gesteigerten Ensembles. Daß einige Chargen mehr dem Sprechgesang als der melodischen Linie huldigten, überging Sawallisch mit elegantem Orchesterklang.

Die Aufführung war aufwendig besetzt und - was noch mehr heißt - wohlgeplant, wohlgeprobt, wohlüberlegt. Daß die Gräfin etwas indifferent abseits stand und ihr bedrücktes Herz vornehmlich den runden, ausgefeilten Kantilenen anvertraute, sei Leonore Kirschstein nicht verargt, hatte sie doch neben einem Partner namens Dietrich Fischer-Dieskau zu bestehen. Fischer-Dieskau herrschte über die Bühne: eine Inkarnation des Ançien régime, distinguiert bis in die kleinste Gebärde, vital und straff, stets leicht verdutzt über die Aufsässigkeit des gemeinen Volkes, stets um Fassung bemüht, wenn sich alles gegen ihn verschworen hat.

Charakterkomödie wurde hier perfekt gesungen und gespielt. Jedes Forte war genauso intelligent angewandt wie eine blitzgescheite Beiläufigkeit im Rezitativ. Die Arie wurde zum Kulminationspunkt dieser aus Temperament und Geist gefügten Leistung: Einen Rokoko-Kavalier packte melodisch der Zorn; kein Wotan, der das falsche Kostüm erwischt hat, schwor grimm-trutzig Rache. In den Beifall, der die ganze Vorstellung begleitete, drang jener blökende Ruf, der so peinlich an die Laute des wertgeschätzten Almviehs erinnert. Die Chronistenpflicht gebietet es leider, diese Verblendung zu erwähnen. Es ist allmählich schick geworden, skeptisch gegen Fischer-Dieskau zu sein. Einer Persönlichkeit, die seit zwanzig Jahren Musikgeschichte macht, eins auszuwischen, setzt in den Geruch besonders feiner und unbestechlicher Kennerschaft. Größe in greifbarer Nähe zu ertragen, fällt manchem schwer. Takt ebenfalls. Um nicht mißverstanden zu werden: Herr Fischer-Dieskau steht keineswegs unter Denkmalschutz. Hätte er ihn nötig, er, der so sicht- und hörbar unter dem höheren Schutz der Götter der Musik steht?

Karl Schumann


   

     Münchner Merkur, 23. Juli 1970     

   

Aus dem Festspiel-Repertoire: "Figaro"

Was soll das einsame Buh für Graf Fischer-Dieskau?

      

Er war nicht nur festspielreif, dieser erste Festspiel-"Figaro", sondern auch der Festspielserie würdig, die Mozart (mit 15 von 30 Vorstellungen) in den Mittelpunkt stellt. Das Staatsorchester schien sich unter seinem designierten Chef Wolfgang Sawallisch sehr wohl zu fühlen und reagierte auf jeden Wink seiner Hände, und das ergab eine feine, sehr musikalische Interpretation, die auch im Ensemble ihre stimmliche Erfüllung fand.

Lag die Ouvertüre noch ein wenig im Widerstreit zwischen Brio und Schnelligkeit, war Cherubins "Non so più cosa son" ein wenig überhetzt und daher stimmlich unterbelichtet, auch vielleicht das "Non più andrai" noch allzu zügig, so war spätestens im zweiten Akt alles im Lot und vom Geist Mozarts erfüllt.

Den größten Szenenapplaus, angeheizt durch einen Buhrufer, erhielt Dietrich Fischer-Dieskau - zumindest im ersten Akt äußerlich eher Tellheim als Almaviva - nach seiner Arie "Vendrò mentr’io sospiro"; dabei wäre, wenn überhaupt, höchstens (und nur manchmal) an den durch die sprachliche Übergenauigkeit befrachteten Rezitativen etwas auszusetzen gewesen.

Auch Leonore Kirschstein als Gräfin wurde herzlich gefeiert - mit Recht für eine hervorragende, gesangliche Leistung, der die etwas unsichere Darstellung nicht ganz entsprach. Nur sie war übrigens in Günther Rennerts beispielhafte Regiekonzeption nicht integriert.

Raimund Grumbach und Ingeborg Hallstein brillierten wieder als Figaro und Susanna, und auch die Damen Benningsen und Schneider, die Herren Kusche, Thaw (als seltsam Hogarthischer Basilio), Proebstl, Fehenberger taten das beste zum Gelingen dieses festlichen Abends.

Karl Robert Brachtel


   

     tz, München, 23. Juli 1970     

   

Münchner Opernfestspiele

Mozarts Geist lächelte kurz

Die "Hochzeit des Figaro" sackte mehr und mehr ab

    

Im Nationaltheater dirigierte Wolfgang Sawallisch zum erstenmal Mozarts "Hochzeit des Figaro". Inszenierung: Dr. Günther Rennert.

Es hätte ein großer Abend werden können. - Wie Sawallisch die Ouvertüre federnd leicht, mit verhaltenem Brio anlegte, ließ auf baldige glückliche Zeiten der Staatsorchesterpflege hoffen.

Ingeborg Hallsteins Susanna war in fröhlichster Hochform; Brigitte Fassbaender sprang als Cherubino mit beiden Beinen tollkühn in den halsbrecherischen Anfang ihrer Auftrittsarie; Dietrich Fischer-Dieskau (Almaviva) war vom ersten Ton an ein souveräner Top-Despot vom Scheitel bis zur Sohle; und David Thaw machte aus der Mini-Charge des Musikmeisters Don Basilio ein Haupt-Kabinettstück. Raimund Grumbach war (mit leichtem Qualitätsabstand) ein wackerer Figaro. - Mozarts Geist lächelte.

Als die Gräfin in der Person von Leonore Kirschstein auftrat, lächelte er nicht mehr. Gequetschte Rezitative, unfreies Ringen mit der Kantilene drückten das Niveau ebenso wie die tödlich hausbackene Ausstrahlung.

Frau Kirschsteins Stärke: sie hält die Partie ohne merkliche Schwierigkeiten durch. Aber sie singt sie so, daß man an der schönsten Musik keine Freude mehr hat.

Einen Festspiel-"Figaro" sollte man auch in Notfällen nicht mit Leonore Kirschstein besetzen. Sie "steckte an": vom zweiten Akt an sackte die Aufführung beständig ab.

Die Buh-Rufer vom Dienst schienen diesmal ebenfalls aus der Provinz zu kommen. Lächerlicherweise buhten sie ausgerechnet Dietrich Fischer-Dieskau aus.

Maurus Pacher


    

     Abendzeitung, München, 23. Juli 1970     

    

Neues Lob für Figaro

    

Münchner Festspiele. Mozarts "Hochzeit des Figaro" (original) in Günther Rennerts Inszenierung und der Ausstattung von Rudolf Heinrich unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Sawallisch. Nationaltheater.

Der gescheiten, neue Blickpunkte enthaltenden "Figaro"-Inszenierung Günther Rennerts sowie der geschmackvoll milieugerechten Ausstattung Rudolf Heinrichs läßt sich nur neues Lob zu jenem der Premiere hinzufügen. Ist die Bühne so vorzüglich besetzt und steht ein Künstler wie Wolfgang Sawallisch am Pult, der "General" der neuen Ära, dann strahlt die Krone aller Opern in hohem Glanz. Schon mit der geschmeidig-eleganten Ouvertüre in jenem idealen Zeitmaß, das der Rasanz die gleichen Rechte gewährt wie der Contenance und der Klarheit, begann ein hervorragend elastisches, wohlnuanciertes und präzises Musizieren.

Man genoß besonders die arkadischen Schönheiten und den sprühenden Witz der Ensembles im zweiten Akt vom Terzett bis zum Septett, die delikate Führung der Arien (Rosenarie!) und die ideale Gestaltung des Viertenaktfinales. An diese schöne Aufführung des aufschlußreichen "Figaro" knüpft man erfreut große Hoffnung auf exzeptionelle Aufführungsqualitäten.

Sängerisches kann leider nur gestreift werden. Dietrich Fischer-Dieskau, der als Graf in hoher Intelligenz jene künstlerische Scheinwelt schuf, die nicht Wirklichkeit sein will, erhielt für diese prächtige Leistung von den Galerie-Auguren ein "Buh".

Der anfangs etwas indisponierten Leonore Kirschstein fehlte für die Gräfin die innere Fülle der Empfindung und die äußere Tenue. Entzückend Ingeborg Hallsteins Susanna, unübertrefflich durch ephebischen Charme Brigitte Fassbaenders Cherubino. Dem guten Figaro Raimund Grumbach ist noch mehr von jener Gerissenheit zu empfehlen, mit der er, zum Unterschied vom Grafen, die richtige Frau unter der falschen Maske erkennt. Basilio (David Thaw), wie von E.T.A. Hoffmann ausgestattet, sei - um des dafür fälligen grotesken Kompliments - das Lob für sich und seine vorzüglichen Kollegen übergeben.

Mingotti


   

     Oper und Konzert, München, August 1970     

   

Figaros Hochzeit

Nationaltheater

    

Wolfgang Sawallischs Stabführung tut dem "Figaro" gut. So schlank und elegant war er im Nationaltheater noch nicht zu hören! Erstaunliches auch brachte der Dirigent mit Brigitte Fassbaender zustande, die ihre Stimme sonst gern etwas massiv einsetzt, nun aber die sehr rasch genommene Cavatine des Cherubin so leicht und geschmeidig sang, wie man es sicher noch nicht von ihr gehört hat. Sie behielt diese schlanke, bewegliche Singweise von da an bei - sehr zum Vorteil der ganzen Aufführung.

Da Raimund Grumbach zwar ein sympathischer, aber keineswegs ein gewitzter Figaro ist und Situationen und Pointen nur wenig nützt - auch sein Gesang bleibt im Angenehmen, Braven stecken - war Dietrich Fischer-Dieskau als Graf ohne eigentlichen Gegenspieler. Nicht, daß er seine Überlegenheit ausgespielt hätte: dieser Grandseigneur hatte feinste Lebensart, Humor, Charme und Eleganz auf unaufdringliche Weise. Daß er gefährlich werden konnte, war immer ein wenig spürbar und brach im zweiten Akt komisch, in der Arie sehr gebieterisch hervor. Überflüssig scheint es zu berichten, daß Fischer-Dieskau seinen Part musikalisch bis ins Letzte durchformte und gestaltete. Dennoch fand es jemand für nötig, nach der prachtvoll gesungenen Arie einige Buhrufe ins begeisterte Haus zu pfeffern. Wen wohl würde dieser Kauz als Grafen hören wollen, wenn ihm Fischer-Dieskau nicht genügt?

Ingeborg Hallsteins Susanne schien mir diesmal ein wenig zu oberflächlich kokett, aber trotzdem unwiderstehlich anmutig und auch stimmlich bestens disponiert.

Leonore Kirschstein sang die gefürchteten Arien der Gräfin mit bewundernswerter Ruhe und Ausgewogenheit in Ton und Phrasierung.

Großartig wie immer die Nebenrollen: Lilian Benningsen als Marzelline, Benno Kusche als Bartolo, David Thaw als Basilio und Lorenz Fehenberger als Notar. Ingeborg Schneiders Sopran und Erscheinung schienen mir dagegen für Barbarina zu derb.

Helga Huber


    

     Oper und Konzert, München, September 1970     

    

Die Hochzeit des Figaro

Nationaltheater

    

Nach der nicht voll befriedigenden "Ariadne" vom vorigen Jahr und der durch akustische Handicaps vorbelasteten IX. Symphonie gelang Wolfgang Sawallisch eine Interpretation des "Figaro", an der im besten Sinn des Wortes alles stimmte. Schaut man dem neuen GMD dabei auf die Finger, so muß man nach den Gründen nicht lange suchen. Außergewöhnliche Prägnanz der Schlagtechnik, rhythmische Unbestechlichkeit, zügiges Tempo und erfrischende Differenzierung wirken hier Wunder. Die unermüdlich Impulse gebende, immer wieder dämpfende und anfeuernde Linke leistet ganze Arbeit, formt und feilt noch am lebenden Objekt so manches Detail aus. Nicht nur die Orchestermusiker, auch die Sänger sind keinen Augenblick sich selbst überlassen. Gerade die Arien gestaltet Sawallisch ihrem Aufbau und ihrer Eigengesetzlichkeit nach mit besonderer Sorgfalt (so wurde etwa die Grafen-Arie in ihrer individuellen Dynamik zu einem Höhepunkt, so vermittelte er bei "Non so piu..." ein ganz neues Formgefühl). Der ganze Abend ein seltenes musikalisches Vergnügen.

Die zweite Neuerung im Münchner "Figaro" ist Dietrich Fischer-Dieskau als Almaviva. Nach längerer Opernabstinenz wieder auf der Bühne, präsentierte er sich seinem Publikum in stimmlicher Hochform. Es fesselten nicht nur die unverwechselbar subtilen Piani und Legato-Stellen ("Contessa, perdono"), sondern auch die verblüffende Dramatik und die im alten Glanz erstrahlenden Forte-Höhen. Die Gewissensfrage gerade in diesem von Rennert zur Ensembleoper par excellence gestalteten "Figaro" scheint mir aber eine andere zu sein: Gelingt es dem großen Künstler (immer vorausgesetzt, daß er das will), sich harmonisch in ein erstklassiges, nicht auf ihn eingeeichtes Ensemble zu integrieren? Es gibt kaum eine Inszenierung, die genauer studiert wäre als diese, aber auch kaum eine - und das ist schließlich die große Kunst daran -, in der gerade diese Studiertheit einen so hohen Grad an Perfektion erreicht hat, daß sie schon wieder wie Improvisation, wie eine göttliche Eingabe des Augenblicks wirkt. Dieskaus Graf ist freilich ebenfalls bis ins Detail durchdacht. Jede Geste, jede Ausdrucksnuance sitzt. Und er hat großartige Momente: etwa wenn er angesichts des seine Gemahlin heftig hofierenden Figaro den Degen ziehen will, den er natürlich in die Liebeslaube nicht mitgebracht hat. Doch das "Improvisieren", das scheinbar spontan-natürliche Reagieren, das in dieser Inszenierung nachgerade unheimlich aus allen Ecken wuchert (man denke nur immer wieder an den umwerfenden David Thaw!) überzeugt nicht immer. Daß Dieskau eine andere Auffassung mitbringen würde, als sie hier, mit dem Grafenpaar gewissermaßen im zweiten Glied, angelegt ist, war zu erwarten. Der barocke Feudalherr ist ihm ja auf den Leib geschnitten. Wo Rennert die Kanten abgeschliffen hat, treten sie hier wieder stärker zutage. Das herrisch-herrschaftliche Auftreten ist um die Nuance unterstrichen, damit aber auch das Ausmaß an Lächerlichkeit, der sich der Graf als neckischer Schürzenjäger aussetzt. Rennert hat den Figaro im Rokoko und im Süden angesiedelt, nicht im Preußen des Großen Kurfürsten, und er hat ihm die Möglichkeit der Selbstironie gelassen. Humor scheint mir dagegen Dieskaus Graf nicht zu haben. Es ergeben sich Grenzsituationen, wo es kaum zu entscheiden ist, ob die Komik unfreiwillig oder gezielt ist.

Daß Dieskau ein (im ganzen positives) Übergewicht in unserer Inszenierung darstellt, geht auch ein wenig auf das Konto von Leonore Kirschstein, die als Gräfin an diesem Abend leider weder gesanglich noch darstellerisch Profil gewinnen konnte. Ansonsten gab’s Feiertagsbesetzung. Erika Köth (nach anfänglichen Schwimmversuchen von Sawallisch mit fester Hand wieder eingefangen) als ideale Susanne zu preisen, hieße Eulen nach Athen tragen. Die von ihr verwirklichte Symbiose des Komödiantischen mit dem Lyrisch-Sensiblen ist unvergleichlich. Ebenso souverän wie sympathisch Raimund Grumbach als Figaro. Verblüffend und sehr zu seinem Vorteil hat sich Brigitte Fassbaenders Cherubino entwickelt. Unmozartische Tiefen und portamenti sind ausgemerzt zugunsten jener Atemlosigkeit, die man sonst keinem Sänger wünscht, die aber in dieser Partie immer mitschwingen sollte. Hut ab immer wieder vor Lilian Benningsen, Ingeborg Schneider, Benno Kusche, David Thaw und Lorenz Fehenberger in den Nebenrollen, die eigentlich keine sind.

Ursula Posset

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