Zur Oper am 12. August 1964 in München

Oper und Konzert, München, 20. September 1964   

Arabella

Nationaltheater

Die Aufführung der "Arabella" wurde in der oft gerühmten Besetzung auch in diesem Jahr wieder einer der Haupttreffer in Münchens allsommerlicher Festspiellotterie. Man könnte meinen, Dichter und Komponist hätten die Partie der Arabella für Lisa della Casa ersonnen, so natürlich fühlt sich die Sängerin in die Rolle ein, und so sehr erfüllt sie durch Stimme, Gesang, Erscheinung und Spiel die schöne Tochter des Grafen Waldner mit Leben. [...]

Auch Dietrich Fischer-Dieskaus Darstellung des Mandryka ist so vollkommen, wie es das sonst auf einer realen Bühne eigentlich gar nicht gibt. Es ist nicht nur, daß er mit seiner auch in der Höhe mühelos beweglichen Stimme auch diejenigen Stellen meistert, an denen die anderen scheitern (so etwa das kaum singbare hohe G auf "Meine Allerschönste" im Duett mit Arabella, oder die fast ebenso exponierten Stellen in der Brautwerbung für Matteo). Sein Bariton, von unvergleichlicher Schönheit des Timbres, findet für jeden Satz des differenzierten Textes den richtigen Ausdruck, und so köstlich erheiternd sein ironisch übertriebener slowenischer Akzent wirkt, den er anwendet, wenn er sich in konventionellem Rahmen äußern muß oder wenn Mandryka innerlich gespannt ist, so packend wirkt seine finstere Wut, als er die Affäre mit Zdenka durchschaut.

Joseph Keilberth gab sich als würdiger Begleiter, mit sicherer Hand die Akzente setzend, die Polyphonie des Orchesters zur rechten Zeit zurückdämmend.

[...]

Aber um es nochmals hervorzuheben, über Lisa della Casas Arabella und Fischer-Dieskaus Mandryka könnte man Zeit und Raum vergessen. Wer sich nach ihnen an diesen Partien versucht, wird an ihnen gemessen werden.

Dr. Wolfgang Eberl


   

     Münchner Merkur, 14. August 1964     

   

Strahlende Arabella

   

Die Münchner "Arabella"-Aufführung gehört zu den Glücksfällen der Opernbühne. Rudolf Hartmanns schlechthin vollkommene Inszenierung hat äußersten Charme, strahlenden Glanz, ist meisterlich ausgeformt in allen psychologischen Nuancen und Schwebungen des Gefühls. Auch wer sie schon einigemale gesehen hat, ist immer wieder fasziniert von dieser Regie und von dem unübertrefflichen Team aus Dirigent und Sängern: von Joseph Keilberth, der der einzigen Festspiel-"Arabella" samtigen Orchesterglanz und wunderbar fließende Tempi gab, Lisa Della Casa, der schönen, bezaubernden, völlig mühelos singenden jungen Gräfin, Anneliese Rothenberger, der sensiblen, mädchenhaft-zarten Zdenka, Dietrich Fischer-Dieskaus herrlichem Mandryka, von Eva Maria Rogners anmutige Koloraturen trällernder Fiakermilli, Ira Malaniuks Adelaide und Karl Chirstian Kohns Waldner.

Ein kostbarer Abend, an dem das Haus vom Beifall dröhnte.

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